Basis- Lehrgang
Abteilung Theaterpädagogik und Schauspiel
1070, Neubaugasse 51
AGB- Akademie für Gruppe und Bildung
27 Seminartage
270 UE
Dr. René Reichel
Hubertus Zorell
Mag. Daniel Gajdusek-Schuster
Dr. Michael Wrentschur
Mag.a Julia Magdalena Gratzer, BA.MA
Mag. (FH) Stefan Pawlata
Katharina Kraus, BA
Mag.a (FH) Lisa Kolb-Mzalouet
Seminarzentrum Kompass°91
Mariahilfer Straße 91/Top 6
1060 Wien
Der AGB Theaterpädagogik-Lehrgang hat das Ziel theaterpädagogische Kompetenzen zu vermitteln. Der Lehrgang besteht aus 11 Modulen zu insgesamt 27. Seminartagen. Das AGB Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs wird erreicht, wenn alle Module erfolgreich besucht wurden, wenn ein theaterpädagogisches Praxisprojekt durchgeführt und dokumentiert wurde und 3 theaterpädagogische Coachings dazu absolviert wurden.
Das Motto des Lehrgangs,
„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen" (Peter Kuzmic)
soll sowohl auf der individuellen, als auch auf der Gruppenebene und der Ebene von Gesellschaft deutlich machen, wie wichtig Visionen sind als Orientierung für das gegenwärtige Handeln. Kreativität und Kunst können dabei Quellen der Kraft sein und uns Mut geben uns über das Gewohnte hinaus zu entwickeln und Bereiche zu erforschen, die uns zuerst fremd sind: Theater wird zur Probe für die Wirklichkeit (Zit. Augusto Boal). Besonders heute und jetzt brauchen wir - auf dieser Welt - Menschen, die kreativ und mutig und resilient sind, indem sie Lösungen suchen, die das Gute Leben für Alle als Ziel haben.
Dieser Lehrgang möchte ein Angebot setzen, sich in diesem Sinne zu stärken und weiter zu entwickeln.
Hier spielt jede*r eine Rolle – Improvisation I
Im Anfangsseminar steht das Kennenlernen im Mittelpunkt: Über das Medium Theater,
über Rollen und Szenen werden erste Erfahrung miteinander gesammelt. Die bewusste
Wahrnehmung des eigenen Körperausdrucks, Körperarbeit und die körperliche Gestaltung
von Figuren sind der Ausgangspunkt für das Spiel, die Gruppe ist der Ausgangspunkt für
ko-kreative Prozesse. Weitere Inhalte sind die Orientierung im Gesamtlehrgang und den
zugrunde liegenden Ideen, sowie Reflexionen zu Anfangsprozessen in Gruppen und Infos
zu den Praxisfeldern der Theaterpädagogik.
Die spielende Gruppe- Improvisation II
Ausgehend von der Erforschung des Körpers und insbesondere der Stimme als
Instrumentarium unseres Spielraumes werden Kontakt und Beziehungsqualitäten als
Grundlage der theaterpädagogischen Arbeit im Zusammenspiel, in der Regiearbeit, in der
Gruppenleitung und zum Publikum thematisiert. Gruppenprozesse und das Wechselspiel
zwischen Gemeinschaft und Individualität stehen Im Mittelpunkt dieses Moduls: das Spiel
miteinander in der Gruppe und einzeln vor der Gruppe. Im ko-kreativen Dialog entsteht
Neues und Unvorhersehbares.
Kontakt im Spiel - Improvisation III
Der Spielraum ist Labor für Neugierde und neue Erfahrungen; Wahrnehmung und
Sensibilität in Bezug auf sich selbst und die MitspielerInnen sind Voraussetzungen für Ko-
Kreativität, für Präsenz auf der Bühne und im Leben. Wertschätzung sich selbst und
Anderen gegenüber ermöglicht es die Schätze von Kooperation in kreativen Prozessen zu
erkennen und selbstbewusst zu gestalten. Orientierungen für Spiel und szenisches
Gestalten ermöglichen den Spieler*innen mit Freude und Spannung zu improvisieren.
Spiel wird als offener Gestaltungsprozesse erlebt, Kriterien für Leistung und Können
werden reflektiert und adaptiert.
Forumtheater
Forumtheater ist eine Form des „Theaters der Unterdrückten“ nach Augusto Boal, in dem
das Publikum aufgefordert wird, sich direkt in die Szenen einzumischen und aus der Rolle
der Protagonistin - der benachteiligten Person - das Geschehen zu verändern. In dem
Seminar werden Konfliktszenen ausgehend von alltäglichen Unterdrückungssituationen
erarbeitet und in einer Forumtheateraufführung mit eingeladenem Publikum als
Mitspieltheater gespielt – die Bühne wird zur Probe für die Wirklichkeit,
Veränderungsprozesse werden miteinander erlebt! In der Erarbeitung der Szenen
kommen verschiedene Probetechniken zur Anwendung, das Rollentraining orientiert sich
an der Praxis Boals und Stanislavskys. Weiters: Informationen über Anwendungsbereiche
von Forumtheater österreichweit und international.
Theater – Spielen als Selbsterfahrung
Schwerpunkt dieses Seminars liegt in der Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich selbst, auf
das persönliche Erleben und auf die Gruppendynamik. Die Person des Spielers / der
Spielerin ist im Fokus, mit ihren Gefühlen und Gedanken beim Spielen, bei ihrer Art sich
auszudrücken, in Interaktion mit anderen zu treten, zu kommunizieren, sich zu beteiligen.
Welche Rollen liegen mir, was drücke ich gerne aus, was möchte ich lieber nicht zeigen?
Und warum /nicht? Theater- Spielen als Experiment zur Erweiterung der persönlichen
Möglichkeiten und des Erlebens. Weiters: theoretische Gedanken zur Selbsterfahrung.
Spielen mit Texten 1 -Zeitungstheater - nach Augusto Boal
Verschiedenste Texte aus Zeitungen, mit ihren widersprüchlichen inhaltlichen und
sprachlichen Ausdrucksformen sind der Ausgangspunkt für eine - fast
medienpädagogische - Herangehensweise, die die kritische Auseinandersetzung der
Leser*in und des späteren Publikums mit den täglichen gedruckten „Halbwahrheiten“
fördert. Was zwischen den Zeilen steht wird dargestellt, Szenencollagen werden inszeniert
und beim „Zeitungstheaterbrunch“ dem geladenen Publikum vorgespielt..
Unsichtbares Theater
Eine alltägliche Konfliktszene wird dort gespielt, wo sie stattfindet, im Kaffeehaus, in der UBahn,
im Park,... die anwesenden Passanten sind das Publikum, das beteiligt wird, in
einer Szene des Alltags mitspielt und nicht weiß, dass es sich in diesem Falle
ausnahmsweise um eine inszenierte Geschichte handelt. Im Seminar werden wir Szenen
erarbeiten und draußen, im öffentlichen Raum, eine einfache "Unsichtbare Theateraktion"
durchführen. Weiters: Theorie zum Unsichtbaren Theater und dem Theater der
Unterdrückten als Methoden des politischen Theaters.
Buen Vivir - interaktive Theaterperformance im öffentlichen Raum
Mit dem Medium Theater können globale Wirklichkeiten verstehbar gemacht werden und
Veränderungen, die auf den großen Bühnen der Welt passieren, werden mit der eigenen
Lebenswirklichkeit verbunden. In diesem Modul werden gesellschaftliche
Transformationsprozesse, das Verhältnis zu Mitmenschen und Umwelt szenisch
thematisiert und die Frage gestellt, was gutes Zusammenleben ausmacht. Die
Lehrgangsgruppe findet ihre Standpunkte dazu und bringt ihre Botschaft für ein gutes
Zusammenleben - Buen Vivir- in den öffentlichen Raum - auf die Strasse: eine
performative Form wird einstudiert, die Inszenierung wird mit Video festgehalten und
später im Internet geteilt.
Fest der offenen Bühnen - Totales Mitspieltheater
Auf der Basis von Improvisation, Raumgestaltung und Interaktion wird ein Mitspieltheater
vorbereitet, Veranstaltungsplanung sowie Designs und Kommunikationsstrukturen für
Großgruppen werden thematisiert, die Rolle des/der Spielleiter*innen, der interaktiven
Bühnen und der Gesamtmoderation wird erarbeitet. - Die geladenen Gäste sind Spieler*in
und Publikum zugleich, sie bewegen sich wie auf einem Marktplatz von Bühne zu Bühne,
sie erleben verschiedene Mitspielimpulse und Bühneninszenierungen, sie schauen zu, sie
spielen mit.
Spielen mit Texten 2 - Shakespeare
Shakespeare - das „großen Welttheater" und seine Texte sind Ausgangspunkte für
Improvisationen und die Annäherung an seine Figuren und Geschichten. Diese zu
verkörpern und im Spiel zu beleben und dabei Widersprüchliches und Mehrdeutiges
auszudrücken und darzustellen, ist das Ziel dieses Moduls.
Projektpräsentation – Abschließen und Auswerten
Im Rahmen des letzten Moduls werden die jeweiligen theaterpädagogischen
Praxisprojekte und die Integration theaterpädagogischer Zugänge in die eigene Praxis.
präsentiert. Weitere Themen sind Abschiedsprozesse und der Lehrgangsabschluss.